Hohe und halbhohe, sonnenliebende Stauden als Bodendecker – Teil 1

Christiane schreibt am 27.Februar

Nun naht die Pflanzzeit wieder mit großen Schritten, sicher seid ihr schon am Verschicken von Pflanzen!  Moin erstmal… liebe Svenja.

Es ist an der Zeit, die Reihe der Bodendecker fortzusetzen.  Jetzt sind hohe und halbhohe, sonnenliebende Bodendecker dran. Und es gibt solche für leichten, durchlässigen Boden bis hin zu schwerem Boden. Die deutlich größere Auswahl gibt’s  allerdings bei den Blühpflanzen für eher leichtere und durchlässige Böden.

Merkmale von Bodendeckern

Unter Bodendeckern verstehen wir Pflanzen, die mit ihrer Blattmasse den Boden, auf dem sie wachsen soweit abdecken, dass wenig anderer Bewuchs dazwischen zum Keimen kommen kann. Sie ersparen uns viel Jätearbeit und bedecken den Boden, halten also die Feuchtigkeit besser. So bleibt das wichtige  Bodenleben aktiv. Eine weitere Eigenart eines Bodendeckers ist seine Wüchsigkeit. Ja… eine gewisse Zähigkeit, die ihn zum Verbündeten des Gärtners macht.

Manchmal kann der Schuss allerdings auch nach hinten losgehen: durch immense Ausläuferbildung und überreichliche Versamung! Es ist wie immer… ich muss wissen, wen ich mir ins Boot hole.

Welche Eigenheiten fallen Dir noch ein, Svenja?

Svenja

Oh ja… die Geister, die ich rief!… moin, liebe Tine.

Eigentlich sind es gar nicht so viele, vor denen man sich in acht nehmen sollte, weil sie so rasant fruchtbar sind. Und natürlich kommt es auch stark auf den Boden an. Nur wenn die Pflanze wirklich optimale Bedingungen hat, kommt es zu solchen Pannen… so will ich es jetzt mal nennen. Und wir alle sind auch aufgefordert, der Natur mehr Raum zu geben. Wir müssen nicht überall Ordnung halten. Es ist viel spannender zu beobachten, was passiert, wenn wir die Zügel lockerer lassen.

Es entstehen hochromantische Gartenbilder… wir erleben es ja gerade in unserem Schaugarten, der ja nun für unsere Kundschaft nicht mehr zugänglich ist.  Also wenn ich eine Warnung aussprechen soll, dann vor Storchschnäbeln und tatsächlich vor dem Frauenmantel. Hier habe ich ein Bild aus alten Zeiten mit Frauenmantel… von unserem Garten.

Ihr werdet den Frauenmantel kennen und lieben, weil er mit seinem lichten Grün alle Nachbar – Farben zum Leuchten bringt. Aber es ist ratsam, ihm die Samenstände abzuschneiden, bevor sie umherwehen können. Denn am liebsten setzen sie sich mitten in andere Stauden hinein, wo man sie dann nur schwer wieder herausbekommt.

Aber wenn diese Eigenheit tolerabel ist, dann bitte. Bei uns darf er gerade… und die Wachstumsbedingungen sind für ihn ideal…

 

Tine

…und es sieht ungewöhnlich, aber wirklich schön aus bei euch mit den Frauenmantel – Fluten.

Also ich fange jetzt einfach mal an und werde im Steckbrief auf die Eigenheiten der jeweiligen Pflanze hinweisen.

Echte Hungerkünstler

Es geht weiter mit der riesigen Familie der Storchschnäbel, die übrigens alle nicht von Schnecken gefressen werden.  Wir haben welche für den Schatten und echte Sonnenanbeter. Geranium macrorrhizum ist so einer, ich sprach bereits von ihm bei den Schatten – Bodendeckern. Hier kommt einer mit ähnlich früher Blühzeit , der Prachtstorchschnabel. Der macht weder durch Ausläuferbildung, noch durch Versamung Verdruss, weil er eine sterile Hybride ist, eine unfruchtbare Züchtung.

Geranium x magnificum
Steckbrief: Staude von 60 cm Wuchshöhe. Blüht im Mai/Juni, rötliches Herbstlaub. Die Pflanze mag es karg, fällt auf humusem Boden leicht auseinander, dann nach der Blüte Totalrückschnitt. Sie treibt gut wieder aus. Die Sorte Geranium m. ‚Rosemoor‘ wird nur 35cm hoch. Prachtstorchschnabel kommt gut mit Trockenheit und auch noch im Halbschatten zurecht. Kein Schneckenfraß.

 

Die nächste Storchschnabelart ist der sehr genügsame Blut – Storchschnabel. Es ist eine europäische Art, aus der sehr viele Sorten gezüchtet worden sind. Die Sorten haben unterschiedliche Farben und Wuchsverhalten.

 Geranium sanguineum
Steckbrief: Staude mit Wuchshöhen von 20 – 40cm, je nach Sorte. Geranium sanguineum wird 40cm hoch, blüht im Juni/Juli und ist versamungsfroh. Er hat eine orangerote Herbstverfärbung und geht mit grüner Blattrosette durch den Winter. Ähnliche Merkmale haben  die weiße Sorte ‚Album‘ und und die karminrote’Tiny Monster‘. Letztere ist sogar noch wüchsiger und ein Dauerblüher bis zum Frost. ‚Max Frei‘ blüht karminrosa mit weißem Basalfleck und wird nur 20 cm hoch, von Mai bis September. Es gibt noch viele Sorten mehr.

 

Üppige Wucherpflanzen

Der Oxford – Storchschnabel ist für große Gärten mit großen Beeten und hochwüchsigen Pflanzen der ideale Bodendecker, weil er zuverlässig loswuchert. Dass er dabei schon mal andere plattmacht… sie einfach überwächst… kann man bei sehr großen Gärten, oder Parkanlagen, leben. Sehr ähnlich ist der hellrosa Pyrenäen – Storchschnabel, Geranium endressii.

Geranium x oxonianum ‚Claridge Druce‘
Steckbrief: Staude wird 50 – 60cm hoch, blüht im Juni/ Juli und ist wintergrün. Sie ist sehr robust, auch für schwere Böden und auch noch im Schatten blühwillig. Die violettrosa Blüte zeigt eine sehr feine Äderung. Die Sorte Geranium x o. ‚Wargrave Pink‘ ist lachsrosa, gedrungener und  blüht etwas länger. Feine Farbe für Gestaltungen in Pastelltönen.

 

Auch Geranium x wallichianum ‚Rozanne‘, der Nepal – Storchschnabel vermag sich mit seinen rankenartigen Blütenstängeln vehement ans Licht vorzuarbeiten. Wenn’s nötig ist, sogar bis bauchhoch. Im unteren Bild siehst du es ganz gut, wie er dabei ist, die Katzenminze zu vereinnahmen. Ein paar Wochen später blüht der Storchschnabel immer noch und hat die Katzenminze fast erdrückt. Im oberen Foto wurde dem Storchschnabel im Beet ausreichend Raum gegeben und er kann sich zur Porphyrfläche ungehindert austoben.

Steckbrief: Staude mit 40/50 cm Wuchshöhe und mehr, blüht reich von Juni bis zum Frost. Pflanze stirbt im Winter oberirdisch ab, braucht bei harten Winter Frostschutz. Gedeiht auf guten Gartenböden, mag keine schweren verdichteten Böden, keine Winterstaunässe, keine extreme Trockenheit.  Die Sorte ‚Pink Penny‘ ist eine Rosafarbene. Beide vertragen auch Halbschatten und sind bessere Rosenbegleitpflanzen als Katzenminze und Lavendel, weil die trockenere Böden brauchen.
Geranium wallichianum ‚Rozanne‘
Geranium wallichianum ‚Rozanne‘ und Nepeta x faassenii ‚Walker’s Low‘

Auch die Familie der Katzenminzen ist groß. Die meisten Arten lieben trockenen, auch steinigen Sandboden und sind gut standfest. Sie haben Wuchshöhen von 30 cm bis zu 120 cm, wie z. B. Nepeta grandiflora ‚Pool Bank‘.

Steckbrief: Die Bastard – Katzenminze, Nepeta x faassenii, wird nur 30 cm hoch, blüht violettblau von Juni – September. Braucht durchlässigen Standort, sehr genügsam, gut auf Trockenmauern. Rückschnitt nach der Hauptblüte, Ende Juli, fördert Blütenreichtum. Die weiße Sorte ‚Alba‘ ist ähnlich niedrig. Deutlich großwüchsiger sind die Sorten Nepeta f. ‚Walkers Low‘ und ‚Six Hill’s Giant‘ mit 70 und 80 cm Wuchshöhe bei gleichen Eigenschaften. Eine auch sehr üppige, zartrosafarbene Sorte ist Nepeta grandiflora ‚Dawn to Dusk‘, sie wird 100 cm und ist sehr versamungsfroh. alle sind schneckenresistent.

Silbergraue Schönheiten

Und hier kommt eine der raschwüchigsten Stauden , die ich überhaupt kenne. Sie ist ähnlich schnell wie die Pestwurz, allerdings für leichte, durchlässige Böden. Pestwurz mag fetten Boden und ich mag sie in diesem Rahmen nicht empfehlen. Sie ist ein Bodendecker für Park- und Landschaftsgärten. Diesem Hohen Silber- Beifuß, auch Edelraute genannt, nimmt man seine Wuchereigenschaft allerdings selten krumm, weil er so schön ist. Ja… eine Pracht!

Auch die Insekten lieben seine vielen kleinen, hellgelben Blüten. Mit seinen Wurzelausläufern schlängelt er sich durch ganze Beetpartien und kommt da hoch, wo Licht und Raum für ihn ist, auch flächendeckend. Ein Muss für wildhafte Anlagen!

Artemisia ludoviciana ‚Silver Queen‘
Steckbrief: Die Edelraute ist eine stark ausläuferbildende Staude, 70 cm Wuchshöhe, blüht im Juni/Juli mit sehr kleinen hellgelben Blüten. Nur für sandige  Böden in voller Sonne, versamungsfroh. Schneckenresistent. Verträgt sehr viel Trockenheit. Totalrückschnitt nach dem Winter. Schön für Trockensträuße!

 

Ein weiterer wüchsiger Hungerkünstler ist der Wollziest. Ich habe ihn hier auf Gemeindeland gepflanzt, zusammen mit Schwertlilien und ein paar anderen Stauden. Es war gleich nach unseren Neubau, als alles noch brach dalag. Ich habe die Gelegenheit genutzt und eine bienenfreudliche Beetanlage hingelegt. Dabei ist es geblieben. Gegossen wird da vorne sehr selten. Allerdings muss ich immer mal wieder Gräser herausjäten.

Stachys byzantina
Steckbrief: die ausläuferbildende Staude wird 35 cm hoch, blüht im Juli/August rosafarben. Standfeste Samenstände sind Winterschmuck. Sie liebt durchlässigen Sandboden. Die eng anliegenden Blattrosetten sind wintergrün. Insektenpflanze. Schön für Trockensträuße. Die Sorte ‚Big Ears‘ hat größere Blätter, größer sind auch ihre violetten Blütenstände, die sie nur sparsam ausbildet. Schön ist auch die grünlaubige Stachys monnierii ‚Hummelo‘, rosablühend, bis 50 cm. Schneckenresistent Insektenmagneten.

 Feinste Rosenbegleitung

Der Steinquendel, auch Bergminze genannt, wirkt auf den ersten Blick zwar auch silbergrau. Aber das sind bei der Sorte ‚Triumphator‘ die hellblauen, ja fast weißen Blüten, die in der Überzahl von Juli bis in den Herbst hinein das Bild dieses Insektenmagneten prägen. Sein hellgrünes feines Laub duftet nach Pfefferminze.

Tipp: Besonders die Silbergrauen, aber auch sehr schmale oder kleinblättrige Pflanzen sind immer solche, die auf kargem trockenen Boden leben können. Sie verdunsten kaum Wasser über die Blätter.

Bodendecker-StaudenCalamintha nepeta ‚Triumphator‘
Steckbrief: Calamintha nepeta und die Sorte Calamintha n. ‚Blue Cloud‘ werden 40/50 cm hoch, blühen hellblauviolett und versamen sich stark im Gegensatz zur sterilen, etwas niedrigerwüchsigen weißen Sorte ‚Triumphator‘, hier im Bild. Sie mögen es am liebsten karg, gedeihen aber auch gut auf durchlässigen humosen Böden. Sie sind eine gute Rosenbegleitpflanze, ein aromatisches Küchenkraut und Liebling aller Bienen. Anspruchslos und winterhart, dabei schneckenresistent.

 

Ich denke, das reicht für heute, liebe Svenja. Es wird aber einen zweiten Teil von halbhohen und hohen sonnenliebenden Bodendeckern geben. Einige ausgesprochen schöne und wichtige Pflanzen wollen in dieser Kategorie noch genannt werden.

Bis demnächst…

Tine

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