Hohe Schattenstauden als Bodendecker – Teil 1

Christiane schreibt am 23. November

 

Jetzt sind die Stauden dran, liebe Svenja!

Hohe Schattenstauden sollen den Reigen beginnen. Solche, die dem Namen Bodendecker gerecht werden. Die echte Wucherer sind und einen sehr engmaschigen Wurzelteppich spinnen und sogar dem Giersch Paroli  bieten können. Unglaublich… oder?

Es sind Pflanzen des waldigen Berglandes, die zum Teil allerdings etwas schlappen, wenn es arg trocken wird. Aber das tut der Giersch auch, den ich hiermit als prima Bodendecker mit ausgesprochen attraktiven Blüten vorstellen möchte. Und wer kennt die hübsche, grünweißblättrige Sorte noch nicht?

Aegopodium podagraria ‚Variegata‘

Wir wollen also in Teil 1 die widerstandsfähigsten  Bodendecker für den Schatten betrachten, die oft sogar in der Sonne gedeihen. Sie sind unglaublich hart im Nehmen… wie der Giersch eben auch. Der will hier als vorzügliche Spinat- und Salatpflanze gepriesen werden. Ich esse ihn im Frühling fast täglich. Kann es immer kaum erwarten…

Kampfansage oder Friedensvertrag

Hat man sich vorgenommen, den Giersch  in seinem Garten auszurotten, sollte folgendes bedacht werden: Giersch ist ein Wurzelfix. Schnell wächst er mit seinen Wurzelausläufern mitten ins Herz anderer Pflanzen hinein. Er durchwirkt auf diese Art sämtliche Stauden und Gehölze, die ihm in die Quere kommen. Er kennt keine Hindernisse. Es sei denn, es kommt in Form einer Mauer oder Wurzelsperre aus Plastik oder Metall daher. Die muss dann 50-60cm tief sein und mit einer leichten Neigung nach oben eingebaut werden. Die Wurzeln sollen nach oben geleitet werden, wenn sie auf das Hindernis treffen. Will sagen: es ist nicht einfach, den Giersch aus alten Beständen zu entfernen. Ja, es ist fast unmöglich! Und dasselbe gilt auch für die Quecke.

Wie denkst Du eigentlich darüber, Svenja?

 

Svenja meint dazu

 

Hallo Tine … also mal ganz ehrlich, ich hätte keine Lust dauernd in meinem Garten auf Kriegspfad zu sein. Wo der Giersch heftig drin sitzt, da wird dazugestaltet. Ich würde nur aufpassen, dass er nicht den ganzen Garten erobert. Grenzen setzen!

Und blühender Giersch im lichten Schatten des Unterholzes sieht doch ganz zauberhaft aus. Ich glaube, hier können wir besser an unserer Einstellung arbeiten, als an seiner Ausrottung.

Soviel dazu… hab noch einen guten Tag.

Liebe Grüße, Svenja

 

Christiane schreibt weiter...

Jaaa, Svenja!

Ich bin davon überzeugt, dass wir uns so manchen Stress selbst machen. Der Ordnungssinn für das Innere des Hauses taugt für das Äußere, für den Garten, nichts. Viele Einstellungen sind nicht mehr alltagstauglich… so scheint es jedenfalls. Wir dürfen umdenken.

Was allerdings auch klar ist, und für uns so selbstverständlich: Du brauchst schon ein Wissen um die Dinge des Gartens, ums Gärtnern, um die Ansprüche der Pflanzen und vieles mehr. Sonst erlebst Du doch zu viel Frust, weil’s nicht recht klappt. Vielleicht ist die Antwort darauf der monotone Schottergarten mit Kirschlorbeerhecke. Machen die Menschen sowas aus Notdurft oder finden sie es schön? Es ist mir ein Rätsel…

Kennst Du Menschen, die solch einen Garten haben?

Aber ich schweife jetzt ab…  also:

Sie kommen alle aus dem Osten

Die Heimat dieser Pflanzen ist z.B. China, Korea, der Kaukasus und die Balkanländer… also der Südosten. Sie wachsen in mehr oder weniger feuchten Wäldern, im Berg-und Auenland, auf Schotter, also karg… oder aber humos. Insgesamt sind sie aber sehr anpassungsfähig.

Symphytum grandiflorum

Der Kaukasische Beinwell ist ein Hummelfreund, weil er schon im April bei kühlem Wetter Nektar bietet. Er liebt das feuchtere humose Milieu, kommt aber auch auf einem Lehmberg in praller Sonne gut zurecht…  wie ich es hier, bei meiner Nachbarin, gut beobachten kann.

Symphytum grandiflorum ‚Whisley Blue‘

Die Sorte ‚Whisley Blue‘ wird etwas höher als die Ursprungsart  und hat einen Hauch von Blau in der Blüte.

Symphytum azureum

Diese hellblaue Art mit den rötlichen Knospen wird mit 50-60cm Wuchshöhe deutlich größer als die Verwandschaft. Und sie braucht es humos und  feuchter… ist aber genauso wuchsfreudig und kann mit ihren Ausläufern große Bestände bilden.

Steckbrief: ausläuferbildende Staude, 20-60cm Wuchshöhe, je nach Art und Sorte. Hellgelblichrosa oder bläuliche Blüten mit apricotroter Knospenbildung im April/Mai bzw. Mai/Juli, Insektenmagnet. Versagt auf trockenen Sandböden. Schattenpflanze, die auch Sonne verträgt. 6-7 Pflanzen pro Quadratmeter bilden in 2 Jahren eine fast geschlossene Fläche. Das Mulchen mit Laub oder Holzschnitzeln ist anzuraten. Weitere interessante Sorten: Symphytum grandiflorum ‚Belsey Gold‘ mit gelbem Austrieb und rosa Blüte und Sympytum g. ‚Goldsmith ‚ mit cremegelb gerandetem Laub und weißlichen Blüten mit einem Touch von Violett.

Storchschnäbel… ein Riesen – Clan

Die Familie der Storchschnäbel ist  über die gemäßigten Zonen der ganze Nordhalbkugel verbreitet. Es gibt an die 300 Arten mit stetig wachsender Sortenvielfalt. Und es gibt tatsächlich für fast jede Gartensituatin den passenden Storchschnabel. Und sie sind vor allem wegen ihrer schönen Blätter für die Gestaltung so wertvoll. Zumal einige von ihnen auch noch wintergrün sind und eine orangerote Herbstverfärbung zeigen.

Geranium macrorrhizum ‚Ingwersen‘
Geranium macrorrhizum ‚Spessart‘

Der Balkan-Storchschnabel ist ein ganz problemloser Geselle. Er verbreitet sich langsam aber stetig über Rhizome und bildet dichte, wintergrüne Teppiche. Er scheint die kargen Verhältnisse zu lieben und ich liebe ihn, weil er die hintersten letzten, trockenen Ecken so zuverlässig begrünt. Klasse! Und er verbreitet sich wenig über Samen, was sehr von Vorteil ist. Ganz das Gegenteil davon können wir mit einem Cousin, dem Braunen Storchschnabel, erleben.

Steckbrief: wintergrüne Staude, 20-35cm Wuchshöhe, mit Blüte, die im Mai/Juni erscheint . Ausnahme bildet die Sorte ‚Ingwersen‘, sie blüht im Juni/Juli. Diese Art bevorzugt eher karge Böden, kommt aber auch mit anderen Böden zurecht. 6-7 Pflanzen pro Quadratmeter bilden nach 3 Jahren eine geschlossene Fläche. Vorsicht mit zu humosem Mulchmaterial, weil der Storchschnabel dann zu Pilzbefall neigt. Eine 5-8cm Kiesschicht aus 0/8 Kiesel wäre besser. Weitere Sorten: die Urform ist schön, blüht kräftig purpurrot und hat tolles rotes Herbstblattwerk, ‚ Czakor‘ blüht etwas heller.

 

Geranium phaeum

Der Braune Storchschnabel verbreitet sich weniger über Rhizome als durch Aussaat. Und darin hat er eine Gewinner – Strategie entwickelt. Ganz so, wie wir es auch von Frauenmantel kennen. Nämlich: immer mitten ins Herz! Die Samen fassen Fuss und können sich im Zentrum anderer Stauden ausbreiten und festsetzen. Und sie sind nur schwer oder eben gar nicht wieder herauszubekommen. Es ist pestisch. Und wenn du sie einmal hast, dann war’s das. Ich bin diesen Storchschnabel nicht mehr losgeworden. Jedes Frühjahr werden etliche rausgepuhlt. Ihr Versamungsdrang ist stärker als meine Jätewut. Einer Freundin geht es ähnlich. Wenn man aber eine waldige Partie hat, wo er darf… dann ist er sehr zu empfehlen, weil sehr charmant.

Steckbrief: Staude wird 40-50 cm hoch, blüht im Juni/Juli und geht mit niedriger junger Blattrosette in den Winter. Sie bevorzugt feuchtere, humose Böden, verträgt aber auch viel Trockenheit. Für die Verwilderung im Halbschatten gut geeignet. Etwas weniger versamungsfroh sind die weiße Form oder auch die Sorten Geranium phaeum ‚Samobor‘, mehr rötlich, oder ‚Lily Lovell‘, violett.

 

Elfenblumen?

Können die denn sowas? … rabiate Bodendecker sein?

Und ob… kann ich da nur sagen. Sie sind zwar zart und tatsächlich von elfenhafter Anmut…  wie kleine Orchideen kommen die Blüten daher… und wenn ich mir Epimedium x youngianum ‚Niveum‘ oder ‚Roseum‘ vor Augen hole, dann sehe ich wirklich ein zerbrechlich Blümelein . Aber hier geht es auch um Züchtungen, die Sorten mit engmaschigem Wurzelsystem hervorgebracht haben. Aber auch klonig wachsende Elfenblumen, wie das untere Bild zeigt, wissen sich in richtiger Sorte zu behaupten. Epimedium x rubrum, heißt die Sorte, die hier mit attraktivem braunrot verfärbtem, noch jungem Blattwerk Kontouren in die Pflanzung bringt. Ihre rötlichweiße  Blüte ist schon vorbei.

Epimedium x rubrum
Epimedium x p. 'Frohnleiten'Epimedium x perralchium ‚Frohnleiten‘

Ganz anders verhält sich diese hellgelbe Elfenblume. Sie hat einen dichten Teppich gewebt. Aufkeimende Samen haben hier wenig Chance zwischen dem dichten Blätterdach hochzukommen. Vielleicht Baumsämlinge.

Steckbrief: diese wuchsstarke Elfenblume wird 35 cm hoch. 5-6 pro Quadratmeter. Sie ist ausläuferbildend und blüht gelb im April/Mai, immergrün mit einer  leichten rotbraunen Verfärbung zum Winter und beim Neuaustrieb. Man kann sie im März, vor der Blüte, radikal zurückschneiden. Meist überdauern die Blätter den Winter jedoch schadlos. Sie wächst gern auf humosem Boden im Schatten von Gehölzen, verträgt Morgen- und Abendsonne und eingewachsen auch viel Trockenheit.

 

Seltene Gäste aus Japan

Die Sorten der Ageratum -Aster stammen von einer Art ab, die auf Hokkaido in eher trockenem, waldigen Bergland wachsen. Ja..sogar wuchern! Diese beiden Sorten hier gehören zu den gemäßigten Sorten.

Diese schattenverträglichen Astern sind ein Geschenk, welches noch viel zu wenig genutzt wird. Zudem vertragen sie Trockenheit ausgesprochen gut, was immer wichtiger werden wird, wie es aussieht.

Aster a. AsmoeAster ageratoides ‚Asmoe‘
Aster a.'Ezo Murasaki'Aster ageratoides ‚Ego Murasaki‘
Steckbrief: Wuchshöhe der helleren Sorte 40cm, Blütezeit Sept./Okt., die dunkle Sorte wird 50cm, Blütezeit Nov./Dez.. Beide sind gut schattenverträglich, können gut trocken stehen. Stark ausläuferbildend. 2-3 pro Quadratmeter. ‚Ego Murasaki‘ wächst etwas verhaltener.  Weitere Sorten: A.a. ‚Ashvi‘,weiß,, 70cm, Okt./Nov., A.a. ‚Asran‘,hellviolett, 90cm, Sept./Okt.,A.a. ‚Eleven Purple‘, hellviolett, 35cm, toller Bodendecker.

…wer raunt denn da… ?

Diese, mit Heuchera verwandte Art, kommt aus der anderen Ecke der Welt. Sie wächst und wuchert in nordamerikanischen Feuchtwäldern, ausgewildert auch hier und dort in Europa. Es ist die Falsche Alraunwurzel. Ein viel zu wenig benutzter Bodendecker, der allerdings auf zu sandigem, trockenem Boden mickert. Mit seinen lieblichen Glöckchenblüten, die hoch über dem ansonsten eng an den Boden geschmiegten Laub stehen, macht die Staude ein elegantes Bild. Eingewachsene Bestände überdauern Trockenzeiten auf ausreichend lehmigen Böden.

Besonders schön sind sämtliche dieser bodendeckenden Stauden mit Funkien aller Art kombiniert, wie man hier gut sehen kann.

Tellima grandiflora
Steckbrief: 20cm werden die immergrünen Blattrosetten hoch, bilden dichte Bestände, 50cm erheben sich im Mai/Juni die Blüten über das Laub. 4-5 pro Quadratmeter. Verträgt tiefen Schatten unter Bäumen. Optimal ist humoser Lehmboden. Weitere Sorten: T.g. ‚Forest Frost‘, silbrige Blätter, rötliche Blüten. T.g.’Rubra‘, rötliche Blätter, gelbliche Blüten. Sonst wie die Art.

 

Ich glaube, liebe Svenja… das sind sie, die Akteure der Schattenwelt! …jedenfalls eine gute Auswahl von ihnen.

Solche Schattenbereiche schöner zu machen ist mir ein besonderes Anliegen, denn  viele der Gärten wachsen im Laufe der Jahre einfach zu. Sie werden dunkel und unansehnlich… uninteressant. Das ist einfach so…

Alle 20 Jahre, so sagt man, muss ein Garten grundlegend durchdacht werden und Staudenpflanzungen korrigiert!

…ganz herzlich, Tine

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