Den Garten winterfest machen?

Svenja schreibt am 11. November

Liebe Tine,

hast Du Deinen Garten schon winterfest?  Das ist so eine Frage, die man zu dieser Jahreszeit bei uns auf’m Dorf häufig hört.  Das klingt nach fertig sein, Schluß machen, den Ofen anmachen.   Und nach viel Arbeit.

Aber was bedeutet das denn eigentlich?
Alles abschneiden, Beete leer harken und später alles mit Tanne zudecken???

So sieht man es hier und da  – und ich bin immer erstaunt.

Tine dazu

Moin Svenja

ja, so geht’s mir auch.  Man bringt sich um so viel Schönheit im Winter, wenn man jetzt alles abschneidet!  Das herrliche goldene und bunte Laub, frostig überhauchte Samenstände, Raureif auf Gräsern…


Aber das machte man früher so. Der Garten musste zum Winter „schier“ gemacht werden und dann geht’s im Frühling wieder los. Zum Glück haben viele es schon begriffen.

Svenja

Ich denke, eine große Rolle spielt für manchen auch, was die Nachbarn sagen.  Der Garten muss ordentlich in den Winter gehen!

Wir sind neulich noch ein letztes Mal mit dem Rasenmäher unterwegs gewesen (zum Winter nicht so kurz….) und der nimmt ja auch gleich das ganze Laub mit auf, was auf dem Rasen liegt. laub-rasenmaeherDas verteilen wir in den Beeten, eine herrliche Mulchschicht, die empfindliche Pflanzen schützt, dem Unkraut ein bißchen das Licht nimmt und außerdem zu schöner Erde wird.  Das ist bei unserem Sandboden viel wert!laub-mulchen

Für den Rasen ist es wichtig, dass das Laub davon entfernt wird!
Aber das ist ja ganz anders, als es häufig gemacht wird:  Viele Gartenbesitzer entfernen das Laub aus den Beeten.  Sieht ja auch ordentlicher aus….

Tine

Also das relativ harte Laub vom Selbstklimmer wird bei mir immer für Überwinterungsquartiere am Haus gebraucht. Hinter’m Buchs und so… für Igel & Co…

… aber ich glaube auch, dass sich da die Einstellungen wandeln:  Gerade in dieser Zeit, wo alle sich Gedanken machen, wie es den Insekten geht, wird das Bewusstsein dafür, dass ein „unordentlicher“ Garten viel mehr für die Natur zu bieten hat, immer größer.  Und das ist gut so!

Svenja

Ja, das stimmt.
Stauden und Gräser sollten deshalb erst im Frühjahr, und möglich einige auch richtig spät zurückgeschnitten werden, weil da mancher drin überwintert haben kann.  Warum nicht mal am Rand des Gartens etwas stehen lassen, was man gar nicht schneidet?!
Empfindliche Pflanzen, wie Lavendel, überhaupt alle mediterranen Kräuter, Schmetterlingsflieder und alle Gräser sollten sowieso immer und unbedingt erst im Frühling geschnitten werden.  Auch die Rosen, da gibt es ja diese schöne Merkhilfe:
Rosen schneidet man, wenn die Forsythien blühen!

Was sind denn nun aber Gartenarbeiten im Herbst?

Es ist jetzt noch eine gute Pflanzzeit für Tulpen und Zierlauchzwiebeln.
(wir haben noch ein paar – jetzt im Angebot, ich verlinke da mal hin….)
Wurzelnackte Gehölze, Hecken, Rosen, Obstbäume… können jetzt gut gepflanzt werden.
Bei den Stauden ist es so, dass Du viele wirklich pflanzen kannst, solange Du ein Loch in die Erde bekommst, aber da gibt es Ausnahmen:
Anemonen, Chrysanthemen, Gaura und Verbenen, Gräser und alles, was sowieso ein bißchen kälteempfindlich ist, wie manche Salbei- oder Lavendelsorte, die pflanz mal besser im Frühjahr.  Oder gib Ihnen im ersten Winter auf jeden Fall einen Schutz aus Tannenreisig.

Tine

Oh ja… jetzt ist die Hauptpflanzzeit für alle Pflanzen, die mit einem Wurzelballen eingepflanzt werden, die also nicht aus der Topfanzucht kommen, sondern aus dem Freiland der Baumschule. Und größere Gehölze immer gern im Herbst pflanzen, dann ist die Erde noch wärmer als im Frühjahr. Sie wachsen noch an und sind im kommenden Jahr dann schon stabiler. Denn meist ist der Winter feucht genug und die Stauden und Gehölze haben einfach einen besseren Start in ihr Gartenleben.

Baumpflanzung

Ein Gießring ist in den ersten 2 Jahren ein Muss bei jeder Neupflanzung. Hier hat Stefan Luther gerade eine Säulen – Zierkirsche gepflanzt. Bilderbuchmäßig!

Svenja

Ich rate gern, ein Buch für den Garten anzulegen, ein schönes Büchlein, in das man alles notiert, was gemacht werden will und wofür es grad nicht so die richtige Zeit ist.  Die Schönheit der Gräser im Herbst, die aber erst im Frühling gepflanzt werden wollen.  Und welche Tulpensorte, die im April blüht, im Oktober in den Garten einzieht, das vergißt man ja auch, wenn man es nicht aufschreibt….  Ein schönes Weihnachtsgeschenk für Gartenfreunde ist so ein Buch….

So, erstmal Schluß für heute, es wird gleich dunkel und ich will noch mit den Hunden raus!
Liebe Grüße

Svenja

Tine

Ja, es ist immer noch so wunderbares Wetter … nix wie raus!

Tine am Tag darauf

Heute ist gerade wieder ein Garten fertig geworden, liebe Svenja, nach wochenlangen neuen Steinarbeiten… alter Rasen weg…Rollrasen drauf, neue Beetstrukturen und ein Hochbeet für Gemüse. Ganz wichtig und neuerdings eigentlich fast ein Muss, wenigstens für Kräuter!

Dann komme ich abschließend noch so mit meinen Kunden ins Klönen… ich versichere die absolute Pflegeleichtigkeit der Anlage und wie alles zu handhaben sei…

… als die Kundin von ihrer Mutter erzählt und wie diese ihre Beete hantierte: alle Pflanzen brauchen Luft und Platz um sich herum. Und dazwischen wird immer gehackt und geharkt… und sie war so glücklich damit. Und meine Kundin hat dies verinnerlicht, wenn auch nicht gerade geliebt… ich kann es genau merken.

Und auch, wie schwer es jetzt ist, dass plötzlich alles so eng steht: „Ist das nicht zu eng?“  „Nein, die Pflanzen dürfen gern ineinander wachsen. Und der Boden soll überall von Pflanzengewirk durch- und überwachsen sein. Dann muss auch nicht mehr weggejätet werden, weil es kein Fremdkraut dazwischen gibt.“

Aber das Tolle ist: meine Kundin strahlt und hat wieder Lust auf ihren eigenen Garten bekommen. Und sie kann es kaum erwarten, dass der Frühling mit der  Zwiebelblumen – Flut sie überraschen wird…

Beschwingt steige ich ins Auto: ich habe den tollsten Beruf der Welt!

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