Frisches Gemüse im Winter ernten

Christiane schreibt

Moin Svenja!

Habt ihr dieses Jahr auch… sozusagen…  durchgeerntet? Es gab ja nie ein Gefühl von richtiger Winterpause. So nach dem Muster: also jetzt geht gar nichts mehr… es ist nichts zu holen draußen, alles verschneit… Ende! Der Boden war ja immer offen. FRISCHES GEMÜSE IM WINTER ERNTEN, ein Buch von Wolfgang Palme, sprach mich wohl gerade deswegen an. Tatsächlich wächst einiges Gemüse  ja ganz langsam weiter oder verharrt  und ich kann etwas ernten. Also wenn das jetzt unsere Winter sind, dann lohnt es sich, über Wintergemüse noch aus anderer Sicht ernsthaft nachzudenken.

 

Svenja

Klar, durchernten und durchstarten! Der Grünkohl ist ja zwar sowieso ein Winterfreund und braucht Frost, um zu schmecken. Den hat er mal knapp gekriegt und nun wächst er schon wieder und es sieht so aus, als wollte er sich bald strecken und blühen. Wie Du im Hintergrund sehen kannst, ist kein Porree. Da kommen bereits erste Narzissen…

Aber wir hatten dieses Jahr nur wenig eigenes Gemüse, die meisten Beete sind abgedeckt, zur Ruhe gebracht. Aber aus den Kräuterbottichen vor der Haustür konnte man tatsächlich den ganzen Winter hindurch ernten… wie man das so macht beim Kochen… schnell mal raus und ’ne Prise frisches Grün geholt.

Aber an was denkst Du jetzt speziell ?

Tine

Zum einen sind da natürlich die verschiedenen Kohlsorten, und mit Grünkohl einer meiner Liebsten. Aber jetzt  geht es mir auch darum, erstmal wieder bewusst werden zu lassen, was von jeher ging und was alles immer noch geht und wie es geht.

Wintergemüse - Buch

Deshalb dieses Buch: FRISCHES GEMÜSE IM WINTER ERNTEN. Der Typ beschreibt den Anbau und die Pflege 77 wintertauglicher Gemüse-Sorten. Und zwar absolut detailliert… bis zur Ernte und Lagerung. Und ein Poster, ein sehr übersichtlicher  Anbau- und Erntekalender, liegt auch dabei. Klasse! Solche Bücher sind ein Schatz!

Wintergemüse sind sehr verschieden

Wir müssen nun unterscheiden zwischen solchen Pflanzen, die im Herbst geerntet und in frostfreien Erd – Mieten über die Winterzeit gebracht werden und solchen, die im Boden bleiben und bei offenen Wetter ausgebuddelt oder abgeschnitten werden können. Letztere vertragen es zwischendurch auch mal durchzufrieren. Früher hat man Gemüse im kalten Keller untergebracht, den es in modernen Häusern allerdings nicht mehr gibt.

Auch deshalb sind diese Erd – Mieten unerläßlich, die mit Laub und Stroh gemacht werden.  Mistbeete und sog. Kalte Kästen, die ohne wärmenden Mist auskommen, stellt er ausführlich vor. Und so vieles mehr…

Svenja

Aber das ist ja doch eher für den fortgeschrittenen Gemüsebauer. Das machst du ja doch nicht mal eben so nebenbei, oder ?

Tine

Naja, so halb und halb. Aber ich merke an mir selber, wie sehr mein Interesse an eigenem Gemüse gewachsen ist. Und die Wünsche einiger meiner Kunden gehen auch ganz stark in diese Richtung. Und fast jeder möchte eine Kräuterecke und Hochbeete sind auch sehr beliebt. Und vor allem rangieren Obstbäume jetzt oft schon gleichauf mit Zierbäumen, was klasse ist, schon wegen der Tierwelt. Ihr Schönheitspotential ist unübersehbar.

Hübsche und schmackhafte Nutzpflanzen

Ich halte jedenfalls gerne Ausschau nach solchen Pflanzen, die viele Aspekte haben, wie zum Beispiel diese fliederfarbenen Sterne, im unteren Bild. Das ist Haferwurzel, ein altes Wurzel – Gemüse, bei dem man auch das junge Blattwerk essen kann.  Das kannst du allerdings bei allen anderen Wurzelgemüsen auch! Es weiß nur keiner mehr.

Ich suche nach solchen, die hübsch anzusehen sind und essbar. Und darüberhinaus sollen sie noch der Tierwelt dienen. Die Haferwurzel ist zweijährig. Im ersten Jahr erntet man die Wurzeln und Blätter. Im zweiten Jahr blüht die Pflanze, trägt diese imposanten Pusteblumen, versamt sich also, und stirbt danach ab.

Blüte der Haferwurzel, Tragopogon porrifolius…. ein Astergewächs
OLYMPUS DIGITAL CAMER
Samenstand der Haferwurzel, die mit dem heimischen gelben Wiesen – Bocksbart verwandt ist.

Und weil ich mich doch heute ganz anders ernähre, als noch vor 10 Jahren, haben sich bei mir die Gewohnheiten radikal verändert. Man denke nur mal an den täglichen grünen Smoothie. Dazu brauche ich das ganze Jahr hindurch Grünzeug. Und ich bin froh es im eigenen Garten zu finden, zumindest teilweise. Die ganzen letzten Jahre hat das geklappt. Es gab immer eigene Pflanzen  zum gekauften Bio -Salat, Gurken etc., hinzu.

Pflanzen aus dem Garten von links nach rechts, eben gepflückt: Petersilie, Brennnessel, Feldsalat, Haferwurzel, Chicorée , Radieschenblätter. Der Salatkopf ist gekauft.

Was hier auf dem Schneidebrett so aussieht wie Grashalme, sind die jungen Blätter der Haferwurzel. Die Haferwurzel vagabundiert überall in meinem Garten herum. Dank ihrer Pusteblumen hat sie das Rüstzeug für eine gute Verbreitung, die nie lästig wird. Denn ich brauche immer welche zum wegernten. Grabe Wurzeln aus, wo sie stören, schneide sie wiederholt ab, packe sie in den Kochtopf oder esse sie roh.

Ein weiteres Gemüse für offenes Winter – Wetter ist die Zuckerwurzel. Auch sie versamt sich gut. Besonders für wildhafte Anlagen und Permagärten ist diese Pflanze ideal.

Blüte der Zuckerwurzel
Die Zuckerwurzel , Sium sisarum, im Winter. Sie ist mehrjährig und versamt sich gern

Das Grün der Zuckerwurzel ist den ganzen Winter hindurch wie Petersilie zu ernten. Es wandert in den Smoothie. Um an die süßen Wurzeln zu kommen, grabe ich die ganze Pflanze aus, im Winter und wasche die Wurzeln unter einem scharfen Wasserstrahl. Danach kann ich die Wurzelknöllchen zwischen den eigentlichen Wurzeln herauspflücken. Ein ungewöhnliches Winter – Naschwerk. Ich esse sie meistens roh… lecker! Danach lassen sich junge Stauden einfach teilen, ältere manchmal  auch nur mit dem Messer auseinanderschneiden.

ZuckerwurzelWurzelballen mit Wurzelknollen der Zuckerwurzel

 

Eine Alternative zur Kartoffel

Topinambur, die Stauden – Sonnenblume, ist eine gute und schmackhafte Alternative zur Kartoffel. Sie vermehrt sich sich über Wurzelausläufer, gilt als invasiv. Wenn ich sie aber regelmäßig im Winter beernte, wird sie nie lästig. Es ist aber schlauer, ihr einen Extraplatz zu geben, wo sie allein wuchern darf. Meine werden gut 3 m hoch auf dem Platz neben dem Komposthafen. Der Standort ist eine win-win Situation für beide. Der Komposthaufen braucht Schatten vor Westsonne und Topinambur liebt den nährstoffreichen Boden.

Mit der Laubschicht habe ich den kleinen Topinambur – Acker gegen Bodenfrost geschützt. Sollte es kräftigen Frost geben, komme ich an meine Speisekammer länger heran. Die hohen Stängel sind längst erfroren und abgeschnitten. Die Erdfrüchte liegen dicht unter der Erde, schnell sind einige mit der Grabegabel aufgenommen.

Topinambur, Helianthus tuberosus

Wintersalate und Vagabunden des Gartens

Hier im Mistbeet habe ich Mitte September Feldsalat und Radieschen ausgesät, die Dank des milden Winters langsam weiterwachsen:  Smoothie – Futter… vor allem die Blätter des Radieschens. Der Rote Mangold steht schon seit dem Frühsommer und wurde immer beerntet. Davon vagabundieren an verschiedenen Stellen des Gartens Exemplare herum, denn sie sind attraktiv zwischen Stauden. Mit Feldsalat verhält es sich ähnlich. Wenn du ihn einmal im Garten hast und blühen und sich versamen läßt, hast du ihn angesiedelt für immer.

Der Blut – Ampfer versamt sich defensiv und ist als dekorativer Gast im Beet genauso willkommen wie auf dem Salatteller, gilt als blutreinigend.

 

Das Treiben und Bleichen von Wegwarten – Züchtungen

Den Chicorée, erstes Bild, hatte ich vor gut 15 Jahren mal ausgesät und es erfolgreich mit der Treiberei versucht. Seitdem wohnt er in meinem Garten und wird beerntet… genauso wie der Löwenzahn, zweites Bild und der Hirschhornwegerich.

   Roter Mangold

Wie Du siehst, liebe Svenja, bin ich gerade ganz begeistert von meiner Winter – Lektüre von diesem Forscher, Gärtner und Lehrer Wolfgang Palme. Das Buch strotzt vor Wissen, Erfahrung und Schönheit… und liest sich so leicht…  Super!

….und bis denne, Tine

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