Gartenplanung – einmal runderneuern bitte

Christiane schreibt am 22. Januar 2019

Liebe Svenja,

Winterpause?… von wegen, jetzt schmieden wir doch die Pläne für das Kommende. Ich möchte von einer Gartenplanung erzählen, ich im letzten Winter gemacht habe und meine Arbeitsweise Schritt für Schritt vorstellen.

Dafür gehe ich jetzt fast genau ein Jahr zurück. Da trat ein Ehepaar an mich heran und meinte:  Sie hätten aus 2 verschiedenen Ecken von meinem Schaffen gehört, und wollten nun mit meiner Hilfe ihren Garten runderneuern. Es solle gründlich aufgeräumt  werden. Und vor allem müßte es pflegeleichter werden. Aber wie… ?

Eine spannende Aufgabe, der ich mich gerne stelle. Über die Jahre verschütt gegangene, oder versteckt gewachsene Schönheit sichtbar zu machen ist mein Liebstes. So verabreden wir uns zeitnah.
Bei diesem ersten Hausbesuch kommen Geschmacksfragen und Wünsche auf den Tisch… und zwar von allen Beteiligten, die im Hause wohnen. Das sind in diesem Fall nur die Eheleute selbst, ihre Kinder sind bereits aus dem Haus. Und dann eine etwas heikle Frage, die ich nicht ausspreche, die sich aber stellt:  bei wem liegt die Dominanz in  Gartenfragen? Wer hat das Sagen?

Wer soll das bezahlen?

Es ist auch hier, wie so oft…  die Frau interessiert sich mehr für das Feine, für Blumen und Kräuter und besonders für Alte Rosen. Männer machen gern die Schneidearbeiten, pflegen Hecken und Grasflächen. Sie vertrauen dem Geschmack ihrer Frau, lieben dabei den Garten aber nicht minder. Haben in der Regel aber nicht so differenzierte Ansprüche und können das Bedürfnis ihrer Frau nach einer Veränderung, nach einer aufwändigen Planung, oft  nicht nachvollziehen.

Sie hat einfach bessere Karten, wenn frau ihr eigenes Geld verdient. Und Geld in Schönheit zu investieren, die er sich nicht vorstellen kann, ist ja auch ein Wagnis. Und wenn er sie nicht einmal erahnt, scheint es durch aus abstrus., was sie vorhat. Aber so ist das in Beziehungen. Hier zeigen sich Respekt, Akzeptanz und  Gleichberechtigung… Jedenfalls  ist Gartenplanung eine Vertrauenssache. Und es muss viel kommuniziert und manches letztlich unter den Eheleuten ausgehandelt werden. Denn in allen Fragen findet man keinen gemeinsamen Nenner… da hilft dann nur ein Kompromiss.

Einmal hatte ich eine Situation, die ich wohl nie vergessen werde: “ Nun gut“, sagte die Frau etwas gereizt zu ihrem Ehemann, „wenn Du Dir jetzt  eine so aufwändige Teichanlage leistet… dann will ich noch ein Kind!“( …es gibt eben auch gartenverrückte Männer!)

Soviel zum Thema aushandeln…

Und hier ist man sich zum Glück einig darüber, dass gründlich renoviert werden darf und es schon auch etwas mehr kosten wird.

Was soll bleiben, wovon ist man bereit, sich zu trennen

Die Rosen und Buchsbäume sollen fast alle stehen bleiben, die markanten Bäume auch . Einige der Heckensäume dürfen bleiben. Von den Stauden wird ein Phlox besonders geliebt, eine Taglilie und das Kräuterbeet.

Fast alle Beete sind von Oregano, Zitronenmelisse, Süßdolde, Goldrute und Giersch zugewuchert. Auch bei den Gehölzen nehmen solche, die viel Verdruss bereiten, wie der starkwüchsige Hahnendorn,  zu viel Raum ein. Einige Sträucher wird man gänzlich herunterschneiden… auf den Stock setzen… so nennen wir das.

Ich bekomme den Grundriss von Haus und Garten mit, sodass ich Planungspapiere vorbereiten kann.

Zenkel grundriss

Aber gehen wir die einzelnen Garten – Partien einmal durch.

Einige Tage später stehe ich wieder auf der Matte. Inzwischen überzieht eine leichte Schneedecke den Garten, was den Planungsprozess nicht stört. Leider ist das Sacksband, welches ich für neue Beetkontouren in den Schnee gelegt habe, auf den Fotos schlecht zu erkennen. Rote Plastikbänder in den Büschen bedeuten deren Rodung.

Im Westen

Zenkl

Der Reigen beginnt mit dem Eingangsbereich auf derWestseite. Alle Pflanzen  links und rechts des Weges kommt raus, bis auf die junge Magnolie, ganz rechts, man erkennt sie nur schemenhaft. Denn sämtlicher  Staudenbewuchs besteht fast nur noch aus Goldrute, die einst von selbst gekommen ist. Ein Gehölzsaum aus Ranunkelstrauch rechterhand, parallell zur Straße verlaufend, wird schlanker gemacht.

Von der linken Hausecke betrachtet und nach Westen geschaut finden wir in der Grundstücksecke eine von einem Haselnussstrauch bedrängte große Zierkirsche. Der Hasel wird auf den Stock gesetzt. Weitere Strauchsämlinge an der Nordgrenze werden ausgedünnt. Der Rhododendron bleibt.

Im Norden

Linkerhand ist die Nordgrenze mit Weidenflechtzaun. Die große Kiefer bleibt, der Haselnussstrauch dahinter wird gerodet. Die kleine Kiefer rechts unter dem Apfelbaum wird gerodet. Das Kräuterbeet darunter bleibt, wird durchgeguckt. Ich gehe um die Hausecke herum und drehe mich um.

Links ist das Haus und ich schaue nun auf die gesamte Nordgrenze des hinteren Gartens.. Links wieder die große Kiefer. Rechts eine Süßkirsche mit Surfbrett. In der Mitte stehen eine kleine und eine große Esskastanie, die geliebt werden. Also dürfen sie bleiben… obwohl sie Großbäume werden? Ich gebe das zu bedenken…! Diverse Hahnendorn, die entlang des Weidengeflecht-Zaunes zusammen mit  Buchen eine Art Hecke gebildet hatten, werden gerodet. 2 Thuja und eine Strauchrose dürfen bleiben. 3 kleine Eiben auch…sie werden Verstärkung bekommen. Der Bewuchs der Beetes davor wird entfernt, das Beet schlanker gemacht. Treten wir noch einmal näher.

Nord/Ost – Ecke

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3 m hinter der Süßkirsche mit Surfbrett steht noch ein Weißdorn, fast ganz verdeckt, in der Nord/Ost – Ecke des Grundstückes.  Die Ostseite ist kurz. Das Grundstück fünfeckig. Unter der Kirsche befindet sich ein kleiner gepflasterter Sitzplatz mit Gestühl. In die Kirsche hinein wächst eine noch relativ junge Rankrose, die bleiben soll. Rechts von Sitzplatz sind einige Beerensträucher gesetzt… parallel zum Maschendrahtzaun, der Grenze zum nächsten Nachbarn.

Ostseite

Ich stehe jetzt auf der runden Pflasterfläche, links die Ostgrenze mit Zaun und Beerensträuchern, die von Brombberranken und Rosenausläufern durchwachsen werden. Die sollen gerne alle raus. Hier dürfen die Beeren zuhause sein. Rechts erahnen wir die Kontouren eines Rundbeetes mit Buchsbaum und Alten Rosen. Das Beet soll verkleinert werden. Wir sehen hinten auf die östliche Südgrenze, die eine Ecke im Winkel von 60°hat.

Ich bin jetzt rechts um das Beet herumgegangen und wir sehen, dass das Rundbeet auch noch einen Fliederbusch mit seinen Ausläufern beherbergt. Die Fliederfamilie muss weichen und sämtlicher Unterbewuchs  auch. Hier wünscht man sich neue Stauden.

An der langen östlichen Südgrenze

Zenkl

Geradeaus auf die Grenze zugegangen stoße ich auf einen Pflaumenbaum, der sanft ausgelichtet werden soll. Die große Eibe rechts wird rundherum eingekürzt, damit sie buschiger wächst. Diverse Hahnendorn und Forsythien an der Grenze entlang werden bis auf eine Forsythie gerodet. Die kleine Eibe links bleibt stehen.

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Gleich rechts neben der großen Eibe steht eine weitere Süßkirsche, die bleiben soll. Aber alle die Hahnendorn – Sträucher, das rote Band zeigt es, werden gerodet. Der Hahnendorn – Saum setzt sich noch weitere 4-5 m nach rechts fort… sie alle und sämtliches Gehölz, was hier in Form von Ausläufern einer Quitte etc. wuchert, kommt weg.

In der Mitte

5 Schritte zurückgegangen und die Kamera 90° nach recht gewendet, habe ich einen Blick auf dieOst/Südterrasse des Hauses. Der Pflanzensaum wird hier ausgelichtet und schlanker gemacht.

Südseite – Mitte

Um die Ecke herumgegangen, schauen wir jetzt auf die Südseite. Die große Strauchrose rechts bleibt natürlich, während der Ranunkelstrauch in der Mitte weg soll… ebenso wie der gesamte Unterbewuchs mit den ganzen Ausläufern des Ranunkelstrauches. Hier an der Terrasse, also im Nahbereich,  soll ein schönes Staudenbeet entstehen. Die Mauer rechts ist neu. Sie ist ein akustischer Schutz gegen den Straßenverkehr, der besonders am Wochenende nervt. Die Hauptstraße ist nur 150m weit weg.

zenkl 15

In der Süd/West – Ecke stehen ein kleines Gartenhaus und ein Unterstand für Brennholz und ganz links hohe Weiden, die in 3 m Höhe gekappt werden sollen. Die Eibe wird beschnitten. Das Grundstück endet direkt hinter dem Holzunterstand.

Westseite

Um die Mauer herumgegangen, landen wir wieder im Westen. Die Kornelkirsche, links, darf gerne bleiben. Alles was darunter ist wird entfernt. Der Saum Ranunkelsträucher wird schlanker gemacht… damit hatten wir unseren Rundgang begonnen.

Altes loslassen – damit Neues beginnen kann

Diese erste große Maßnahme legt den Grundstein für Neues und wird unmittelbar mit den Eignern besprochen. Auch die neuen Beetkontouren gehören dazu.  Erst dann kann ich beginnen, alles aufzuzeichnen… direkt vor Ort. Somit habe ich die neue Grundstruktur… meistens im Maßstab 1 : 100. Im Winter ist das ein kühler Job, denn sowas dauert 2-3 Stunden.

Aber dann geht in Büro der gemütlichere Teil der Arbeit los: das Gestalten der neuen Flächen. Und zwar in Abhängigkeit vom Umfeld, vom Boden, von den Lichtverhältnissen und vom Geschmack meiner Kunden. Was mögen sie für Farben? Darf es etwas wildhafter sein, will man auch an die Insekten und überhaupt an mögliche Tiere denken? Und ja, meistens soll es pflegeleicht sein…

Was heißt überhaupt pflegeleicht

Wie Du weißt, liebe Svenja, ist das Thema ambivalent. Denn was für den einen Menschen zur Pein wird, mag der andere gerne. Und was ich gerne tue, fällt mir leicht, macht Spass und gibt mir in gewisser Weise sogar neue Lebensenergie. Deshalb ist ein ausführliches Vorgespräch auch so wichtig. Wenn einer keine Schneidearbeiten mag, dann darf er keine Hecken und Büsche bekommen, die regelmäßig unter die Schere müssen. So einfach ist das. Aber zu einem pflegeleichten Garten gehört noch mehr. Aber dazu kommen wir später.

Nun ist Teil 1 der Arbeit also vollbracht. Ich werde die nötigen Maßnahmen demnächst mit Jörg Naggatz durchsprechen, damit er mit seinen Männern hier so bald wie möglich mit dem Aufräumen beginnen kann.

Später mehr, herzliche Grüße
Tine

Svenja - am gleichen Tag
Liebe Tine,
ich bin gespannt, Deine Art der Planung einmal von Anfang bis Ende miterleben zu dürfen und freu mich drauf.
Herzliche Grüße
Svenja

3 Antworten auf „Gartenplanung – einmal runderneuern bitte“

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