Mistbeet, Schneckenplage und Permakultur

Zurück zu den Wurzeln … und zu den Erbsen und Bohnen, zu Porree, Pastinaken und Rote Bete, zu Weiß-, Grün-, Rot- und Rosenkohl, Kohlrabi, zu frischen Radieschen und knackigen Salaten…
Um nur einige von den uns ernährenden Pflanzen zu nennen, die hier wachsen und gedeihen können. Hier sieht man Wurzeln in weiß, orange und rot, sowie rote Beete und Kohlrabi. Alles gewachsen auf dem Mistbeet.

Mistbeet

Ja, ich werde ernsthaft wieder einsteigen in den eigenen Gemüseanbau.
Angefangen hatte es vor 4 Jahren mit einem Mistbeet. Von meinem Mann gefragt, was ich mir denn zum Geburtstag wünsche, hatte ich fast scherzhaft verlauten lassen: „Ein Mistbeet.“

Und mein lieber Thomas hat Nägel mit Köpfen gemacht. Ich habe seitdem ein Radieschen, Salate und Kräuter spuckendes Frühbeet, was zu seinen Hoch-Zeiten auch noch Nachbarn rechts und links mit frischen Salaten versorgt. Toll!

Ich will kurz den Aufbau erklären:

Der gemauerte Rahmen auf einem frostfesten Fundament von 80 cm Tiefe misst 3,55 x 2,20 m und ist nach Süden etwas niedriger gehalten, dem Sonnenlicht zugewandt. Außen herum verwehrt eine montierte Spezialblechkante den Schnecken den Zutritt.

Weil es ein Frühbeet ist, braucht es eine wärmespendende Schicht in Form von Pferdemist, die jedes Frühjahr aufs Neue eingebracht wird.
Vorher wird der gesamte Inhalt vom Vorjahr ausgeräumt. Die oberste Erdschicht wird bis zur Mistschicht abgetragen und beiseite gelegt, weil sie später wieder hineinkommt.

Die nun gut durchgerottete Mistschicht vom Vorjahr benutze ich zur Düngung von Beerensträuchern und für den Aufbau des neuen Komposthaufens, denn der alte wandert ja ins Mistbeet.

Ich stehe nun im ausgeschachteten Frühbeet 40 cm unter Bodenniveau und beginne den Neuaufbau mit einer Schicht aus frischem, dampfendem Pferdemist, der ordentlich festgetrampelt wird, 15 cm soll die Schicht danach etwa messen. Darauf kommt eine 5-10 cm Schicht aus feuchtem Misch-Laub, kein Laub von Eiche oder Walnuss. Buche geht. Darauf kommt mein Erdaushub vom Anfang,  20 cm mindestens dick und wird in der oberen 10 cm Schicht zur Hälfte mit frischer, recht feiner Komposterde vermengt. Ich siebe sie durch und verwende das grobe Zeug für den Neuaufbau.

Wer im ersten Jahr noch keine Komposterde hat, muss mit Torf und Oscorna Animalin hantieren. Im Laufe des Sommers werden Laub und Pferdemist schrumpfen, das Niveau wird sacken.
Selbstverständlich braucht dieses Mistbeet sofort Abdeck-Fenster, in meinem Fall Doppelstegplatten aus Kunststoff, um die Wärme zu halten. Ich lasse das Beet ein paar Tage ruhen und beginne dann mit der Einsaat.

Den Nacktschnecken Herr werden

Im Laufe der Jahre konnte ich die Erfahrung machen, dass die Sache mit dem Schneckenzaun funktioniert. Es kommen keine herein. Allerdings muss ich kleine Nacktschnecken, die wohl mit der Erde hineinkamen, im Laufe des Sommers wegfangen. Das funktioniert mit kleinen Brettchen. Sie verstecken sich gern darunter und lassen sich gut einsammeln.

Denn die Invasion besonders der großen, braunen Nacktschnecken aus dem Mittelmeerraum hat mir meinen Gemüsegarten in den Anfangsjahren nach dem Jahrtausendwechsel verleidet… ja, eigentlich unmöglich gemacht, weil sie ganze Arbeit leisteten. Sie haben fast alles, und besonders natürlich jung auflaufende Gemüsekeime, zu ihrer Leibspeise erklärt.

Natürlich wollte ich so schnell nicht aufgeben. Habe es mit Schneckenkorn und zusätzlichem Absammeln versucht. Bin morgens früh und in den Abendstunden auf die Jagd gegangen und habe die Tiere massenhaft eingesammelt, mit kochendem Wasser übergossen und zu Nachbars Hühnern gebracht.
Abgesehen davon, dass mir das zuwider war… hat es auch nichts gebracht. Sie haben Oberwasser behalten und ich habe aufgehört mit dem Gemüse.

Permakultur

Habe mich dann mit Permakultur beschäftigt: mit der Natur gärtnern, nicht gegen sie.
Das ist der Grundgedanke, der dieser Kulturform oder Lebenshaltung zugrunde liegt, denn als das möchte ich sie bezeichnen.
Meiner anfänglichen Resignation, meiner Trauer, wich schon bald die Neugier, was sich wohl von selbst einfinden würde.
Betreibe ich Permakultur, grabe ich das Gartenland nicht mehr um, damit das Bodenleben in den Schichten erhalten bleibt und damit eine größere Ausgewogenheit der Wachstumsbedingungen. Man lockert lediglich den Boden mit der Grabeforke und jätet das weg, was man nicht haben will. Es erfordert natürlich eine Kenntnis der Pflanzen schon im Keimstadium, ist also erst mal schwierig für Anfänger.

Natürlich wird auch ausgesät, aber Blumen und Gemüse stehen im Wechsel, die eigentlich unsinnige Trennung zwischen Nutz- und Zierpflanze ist aufgelöst. Alle Pflanzen sind schön, auch die Gemüsepflanzen. Es ist eine Frage der Anordnung, der Gestaltung, ob sich Harmonie und Schönheit entfaltet und ich muss meine Sichtweise radikal ändern. Ich lasse geschehen.
Und ich liebe es sowieso zu gucken, was sich so von selbst einstellt…was sich durch Versamen im Garten einfindet… und jäte sehr zurückhaltend, schon wegen der Zwiebelblumenversamung, die immer recht unscheinbar daherkommt. Allium & Co. sehen jung wie Gras aus.

Es war spannend! Wildgemüse.

Und natürlich kommt es anders, als man denkt. Unser Kulturgemüse ist eben anspruchsvoll, was die Wachstumsbedingungen angeht, schnell ist es zu eng, zu schattig und die Schnecken waren genauso hungrig und zahlreich wie vorher.

Die Blumen waren einfach erfolgreicher. Folglich lernte ich, welche von ihnen essbar sind. Sehr lecker und absolute Spitzenreiter sind Taglilienblütenknospen, leicht würzigscharf, geerntet am Vortag des Erblühens. Mit dem scharfen Messer in feine Scheibchen geschnitten und über den Salat, über Frischkäse oder Lammfilet gestreut, lecker!

Dann habe ich das Wildgemüse wiederentdeckt, was robust ist und was die Schnecken nicht mögen, wie z. B. Melde, auch die rotlaubige Form. Topinambur wuchert, ist besonders roh aber sehr köstlich, saftig nussig. Gut versamen sich überall Haferwurzel und Fenchel. Chicoree klappt den ganzen Frühling und Sommer über für Salat mit seinen dann natürlich grünen Blättern und himmlisch blauen Blüten, der Wegwarte sehr verwandt.

Wenn ich Lust habe, grabe ich im Spätherbst die Wurzeln aus und mache die dunkle Antreiberei in Töpfen, um die schlanken Bleichköpfe, den Chicoree zu erhalten… ist aber eher mühsam.

Feldsalat und Winterpostelein vagabundieren als Bodendecker im Frühling durch alle Beete zusammen mit Vergissmeinnicht, die man allerdings nicht essen kann.
Aber ich habe Hirtentäschel, Weidenröschen, Gundelrebe, Scharbockskraut, Löwenzahn, Brennnesseln und Giersch in meinen Speiseplan mit aufgenommen, besonders auch im Smoothie. Diese Wildkräuter und noch einige mehr haben sich auf meiner Speisekarte etabliert und ich möchte sie auch nicht mehr missen!

Aber nach 10 Jahren roch es nach Veränderung: ich hatte plötzlich die Nase voll von den Blütenbergen um mich herum, von der wilden Wucherei, die im Laufe der Jahre mit diversen Astern auch immer höher geworden war.

Und auch die Bäume und Sträucher waren einfach zu groß geworden und ich werde immer lichthungriger, so jedenfalls mein Gefühl.

Und dann ist da diese Lust auf mehr eigenes Gemüse: sein Essen so heranwachsen zu sehen, es zu pflegen und dann einfach rausgehen… und sei es, um schnell ein paar Kräuter beim Kochen zu holen… ist so wunderbar, so erbaulich. Der reine Luxus!

Aber es geht wirklich nur, wenn man richtig Lust darauf hat, auch auf die Arbeit und anfänglichen Misserfolg.
Ein kleiner Tipp: es ist eine echte Alternative zum Fernseher… und so viel gesünder!

Der Gedanke an den Wandel in meinem Garten kam im Sommer und reifte mit den Äpfeln im Herbst um die Wette und zu ganz rigorosen Entscheidungen heran, denn Gemüse braucht volle Sonne, möglichst von früh bis spät.
Good bye ihr lieben schattenspendenden Goldgleditien vor dem Haus. Danke, dass ihr da ward… dieser Platz wird jetzt für Gemüse gebraucht.

Blieb noch zu klären, ob es ein Hochbeet, Hügelbeet oder ein ebenerdiges Beet werden sollte. Ein Hochbeet wäre mir neben dem Mistbeet zu viel Bauliches in meinem Vorgarten gewesen und ein Hügelbeet ist es nun auch nicht geworden, obwohl ich vor Jahren schon einmal eines hatte und mit dem Ertrag sehr zufrieden war.

Aber ein Hügelbeet muss in Nord-Südrichtung ausgerichtet sein, weil es sonst einen zu heißen Südhang und vor allem einen zu schattigen Nordhang gäbe. Letzteres wäre in meinem Garten vom Platzangebot her der Fall gewesen… ging also nicht!

Also ein ganz normales Beet, allerdings mit Schneckenzaun!

Das ist leichter gesagt als getan. Was hier als einfacher breiter Blechrand sichtbar ist, hat seine Fortsetzung und Stütze 30 cm tief in den Boden hinein: 40x40iger Gehwegplatten, in Zement gesetzt, an die die Schneckenzaun-Elemente von aussen angeschraubt werden. Vorher wurde dafür ein spatenbreiter 30 cm tiefer Graben ausgehoben und dann reichlich Zement angerührt und die Platten mit einer Wasserwaage eingesetzt. Dann der Schneckenzaun angeschraubt und schließlich das Erdreich wieder eingebracht.

Ein ganz normales Beet mit Schneckenzaun.

Zuerst Mutterboden, dann eine 5-10 cm Kompostschicht (oder ersatzweise Oscorna-Bodenaktivator), Misch-Laub und zur Beschwerung und gegen Amsel-Aktivitäten kommen Zweige darauf. Guten Appetit ihr Regenwürmer!

Christiane Büch

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