Äpfel und andere Obstgehölze

Lieblingsäpfel und alte Sorten

Mitte Januar bin ich auf dem Weg zu Pflanzenhändler Bernd Abel. Wir wollen über Obst sprechen und ich bin neugierig, welche Sorten er favorisiert.
Gerade habe ich gefrühstückt. Mein Mann kocht morgens. Mir macht er einen warmen Braunhirsebrei mit Obst aus dem Garten… er isst sein kaltes Müsli. Beides wird jetzt mit Äpfeln, die wir gut im kühlen Stall lagern können, zubereitet.

Es sind noch ’Roter Boskopp’, ’Goldparmäne’, ’Albrechtsapfel’ und ’Finkenwerder Herbstprinz’ an Winteräpfeln vorrätig. Am liebsten ist mir der letztgenannte Apfel. Ja, ich bin ein richtiger Fan vom ’Finkenwerder Herbstprinz’, bekomme ihn morgens im Brei, raspele ihn für Salate und schneide ihn zu feinen Scheibchen als Abendsnack, zusammen mit frisch geknackten Walnüssen, dieses Jahr sogar immer noch aus eigener Ernte… es gab reichlich Nüsse.

Ich habe es nicht weit bis Seekamp und sitze nun mit Bernd am Schreibtisch, er hatte mich schon erwartet und ist bestens vorbereitet, wie ich sehe. So kann ich ihn gleich mit meiner Frage nach seinem Lieblingsapfel überfallen.»Da hast du Pech, ich esse ja keine Äpfel… die sind mir zu sauer!«

Ich gucke wohl sehr irritiert, das hatte ich jetzt nicht erwartet … sodass er fast ein wenig beschwichtigend fortfährt. »Aber ich weiß, was nachgefragt wird. Eine alte Liebhabersorte ist zum Beispiel der ’Finkenwerder Herbstprinz’.« »Meine auch!« lache ich erstaunt. Und Bernd fährt fort: »Aber was heißt das schon, es ist doch alles Geschmackssache.«

»Klar, stimmt schon. Aber hast Du schon einmal neuere Sorten probiert? Ich finde, sie sind nur noch süß, mir zu labberig süß, langweilig.« Er zuckt mit den Schultern: »Und die Leute wollen sie bei mir kaufen, die ’Pink Lady’, ’Gala’ oder wie sie alle heißen. Die kommen aus wärmeren Gegenden und sind Plantagenäpfel, die dauernd gespritzt werden müssen, wie ’Elstar’ damals. Sowas geht im Privatgarten einfach nicht!«

Oh ja und ob ich mich erinnere. Auch ich hatte den Apfel bei einigen meiner Kunden gepflanzt und auch bei mir, als Buschbaum für die schnelle Ernte. Wir alle waren vom Geschmack und Aussehen dieses Apfels so begeistert gewesen! »Und das wollen wir auf keinen Fall, spritzen. Ich erinnere mich gut. ’Elstar’ war der totale Reinfall, die Bäume wurden krank, bekamen Krebs und mickerten, sobald der Boden nicht stimmte… Aber wie vermitteln wir das unseren Kunden?«

»Genau das ist das Problem. Wer ernsthaft Obst anbauen will, muss zuerst die Sorten probieren und sich beraten lassen. Die Bäume sollen doch viele Jahre in den Gärten stehen und fangen bei Hochstämmen erst nach 6 bis 10 Jahren an zu tragen. Da läuft einem doch die Zeit weg. Ein Buschbaum z.B., veredelt auf M26 oder MM106* ist schwachwachsend, auch für ärmere Böden geeignet. Der Ertrag setzt früh ein und er ist blutlausresistent… also für kleine Gärten geeignet und so weiter…«

Ich stimme ihm zu. Obstbaumkauf will sehr sorgfältig geplant werden, auch wegen der Wuchsform des Baumes und der Bestäubung. So lautet die Empfehlung: Apfelsorten unbedingt vorher probieren.

Obstiste für Sortenvielfalt

Also gilt die folgende Liste nur unter Vorbehalt und ist ein Tropfen auf den heißen Stein im Angesicht der Sortenvielfalt, enthält aber bewährte alte Sorten und gute Neuzüchtungen.

Äpfel

  •  ’Alkmene’ als früher Herbstapfel
  • ’Filippa’ als Herbstapfel
  • ’Albrechtsapfel’ als Herbstapfel
  • ’Topaz’ als Herbstapfel, der sich gut bis in den Februar hält.
  • ’Boskopp’ ist und bleibt ein guter Winter-Wirtschaftsapfel
  • ’Holsteiner Cox’ ist auch ein guter Winterapfel.
  • ’Goldparmäne’, ein Herbst-Winterapfel
  • Zieräpfel sind übrigens gute Bestäuber für Essäpfel.

Birnen

  • ’Obelisk’ , Säulenbirne für kleine Gärten.
  • ’Cando’ und ’Concorde’ als Herbstbirne,
  • ’Uta’ als Winterbirne.

Birnen brauchen viel Wärme und sind deshalb bei uns als Spalier zu empfehlen.

Süßkirschen

’Lapins’ und ’Sunburst’ sind selbstfruchtend. Da Süßkirschen sehr starkwüchsig sind, ist bei Platzmangel eine Veredelung auf GiSelA 5 zu wählen.

Sauerkirschen

’Morina’ und ’Safir’ sind moniliafeste Sorten. Die Pilzkrankheit Monilia ist ernst zu nehmen. Sauerkirschen sind viel graziler und kleinwüchsiger als Süßkirschen und schnittverträglich.

Zwetschen und Pflaumen

Frühe blaue Sorten sind ’Hanita’ und ’Jojo’und die sehr spät reifende, neue Sorte ’Joganta’ ist die Alternative zur ’Hauszwetsche’.

Für kleine Gärten wählt man Veredlungen auf der schwachwüchsigen Unterlage ’Pixy’. Die alte englische Sorte ’Königin Victoria’ trägt reichlich, sehr saftige, aromatische rötlichorangefarbene Früchte, Mitte September.

Die gelbe ’Ontariopflaume’ aus den USA ist sehr robust. Schon Mitte August kann man die großen und festen, süßen Früchte ernten.

Für Liebhaber süßer Früchte empfehlen wir die ’Nancy-Mirabelle’, eine alte französische Sorte. Sie ist gelb und kleinfruchtig, reift Ende August.

Himbeeren

Eine köstliche Sommersorte ist ’Sanibelle’, weniger köstlich aber 2x tragend ist ’Sugana Twotimer’. ’Autumn Bliss’ ist eine leckere Herbsttragende, die bis zum Frost zu beernten ist.

Brombeeren

eine schmackhafte, dornlose ist ’Loch Ness’, mit langen Ranken; auch schmackhaft, aber buschig wachsend ist ’Navaho’.

Rote Johannisbeeren

Die früheste ist Ende Juni reif, ’Jonkheer van Tets’. Mitte Juli reifen ’Rolan’ und ’Rovada’, das Schlusslicht bildet ’Heinemanns Rote Spätlese’.

Schwarze Johannisbeeren

Sie sind 3x so Vitamin C-haltig wie Zitronen. ’Titania’ ist die Früheste, danach ’Ben Sareck’, robust, aber relativ sauer und ’Dr. Bauer’s Ometa’, süß aromatisch, aber nicht so ertragreich.

Weiße Johannisbeeren

’Weiße Versailler’, die alte französische Sorte trägt reichlich und die Frucht bleibt lange am Busch, ideales Naschwerk, für mich jedenfalls. Alle Beeren gedeihen bei Sonne und Halbschatten.

Heidelbeeren

Man pflanzt sie in torfigen Boden, pH-Wert 3,5-4,5, wie bei Rhododendren. Mit ’Earlyblue’, 1,5-2 m, beginnt Ende Juni der Reigen, danach im Juli-August ’Hardyblue’, 2 m, und ’Bluecrop’, 1,2-1,5 m, meine Lieblingsheidelbeere. ’Northland’ wächst mehr breit als hoch und ist gut für Balkon und Terrasse. Alle Sorten haben ein sehr schönes, rotes Herbstlaub und niedliche, weiße oder rosa Glocken-Blüten. Sonne-Halbschatten.

Weinreben

Kernarme und pilzresistente Sorten aus den USA sind ’Venus’, große blaue Beeren mit erdbeerähnlichem Geschmack und ’Lakemont’, weiß. Ovale, dünnhäutige milde Frucht. Beide sind starkwüchsig und brauchen Sonne.

Pfirsiche

Sie brauchen einen sehr sonnig-warmen Standort. ’Benedikte’ ist eine wenig anfällige Sorte für die Kräuselkrankheit und hat ein weißes, saftigsüßes Fruchtfleisch.

Weitere Sorten

Und dann gibt es noch weitere Wärmebedürftige, wie Aprikosen und Nektarinen, Quitten und Walnüsse, auch als kleinwüchsige Bäume. Wildobst wie Aronia-Beeren, Felsenbirnen-Beeren, Essmispeln und natürlich Erdbeeren, von denen die alten Sorten ’Korona’ und ’Senga Sengana’ immer noch zu den schmackhaftesten zählen. Hervorzuheben aus der Erdbeervielfalt wären die Sorten ’Rosana’ mit ihren rosafarbenen Blüten und den süßen Früchten von Ende Mai bis zum Frost und ’Elan’ als Kletter-Erdbeere, aromatisch und mehrmals tragend, auch bis zum Frost.

Es ist eine Freude, sich in dieser Sorten-Vielfalt zu bewegen und es ist nicht leicht, sich zu entscheiden, denn meistens will man zu viel und pflanzt zu eng, ist mir im eigenen Garten auch schon passiert. Meine Entschuldigung ist dann immer, dass ich ja Sachen ausprobieren muss…
Jedenfalls lassen sich Obstgehölze noch leichter in den Ziergarten verweben als Gemüse.
Und was ist schon ein Garten ohne Früchte, von denen man naschen kann… darin sind Bernd und ich uns einig!

Christiane Büch

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